Bauchdeckenschwäche. Seltener finden sich Brüche in Narben nach vorhergehenden Leistenbrüchen (1-5%, je nach Methode), nach Sectionen (Kaiserschnitt bei der Geburt), bei den früher üblichen Rippenbogenrandschnitten zur Gallenblasenentfernung oder in den Wunden im rechten Unterbauch nach Blinddarmentfernungen.
Statistiken über die Häufigkeit von erstmaligen Brüchen (Hernien) sind zahlreich und gut dokumentiert. Narbenbrüche mit ihren Therapien und Erfolgsquoten sind schwieriger zu erfassen und zu kontrollieren. Das Zeitintervall bis zu Auftreten eines Narbenbruches kann von wenigen Stunden (Ausnahmefälle) bis zu Jahrzehnten dauern. Viele Patienten finden auch nicht mehr den Weg zur erstbehandelnden Institution oder suchen auch gar keinen Arzt mehr mit diesem Problem auf. Die Größe und die oft fehlende Symptomatik können eine Begründung dafür sein. So gestaltet sich eine Untersuchung über das Auftreten von Narbenbrüchen eher schwierig.
Verantwortlich sind die Fibroblasten
Für die Narbenbildung sind in erster Linie die Fibroblasten (faserbildende Zellen) verantwortlich. Nach der ersten Phase der Wundheilung (1.-5. Tag), in der vor allem entzündliche Veränderungen im Vordergrund stehen, kommt es in den folgenden 2 Wochen zur Vermehrung dieser faserbildenden Zellen und auch zur Neubildung von Blutgefäßen (Angioneogenese). Eine bakterielle Besiedelung oder eine mangelhafte Schonung führen nachweislich zu einem deutlich beeinträchtigten Ablauf. Nach 2 Wochen ist in der Regel der Wunddefekt von dem noch minderwertigen Kollagen Typ III verschlossen. Diese Kollagenmatrix wird von feinen Kapillaren (das sind extrem kleine Blutgefäße) durchzogen und bildet die Vorstufe des festen Kollagens Typ I und verleiht der Narbe die erste Stärke.
Die Endphase der Wundheilung ist auch die längste. Sie dauert vom 21. Tag bis zu einem Jahr oder länger an. Während dieser Zeit findet der Umbau des Kollagens statt. Die definitive Narbe enthält zunehmend weniger Zellen und gewinnt an Reißkraft. Letzten Endes erreicht die Narbe ca. 80% der ursprünglichen Stärke, und bleibt dem Originalgewebe in den meisten Fällen unterlegen.
Die Narbenbildung stellt damit einen relativ langen und komplexen Ablauf dar und ist bis zur weitgehenden Restitution mannigfachen Einflüssen unterworfen. Adipositas (Übergewicht) ist ein Faktor ist ein Faktor, der bei Menschen mit einem BMI über 40 das Risiko einen Narbenbruch zu erleiden, auf 50% (!) hinaufschnellen lässt. Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. die Zuckerkrankheit und auch die Leberzirrhose erhöhen ebenfalls das Risiko für einen Narbenbruch. Mangelnde Schonung, vor allem in der frühpostoperativen Phase, verringert die Menge und die Anordnung der Kollagenfasern, wodurch die Narbenbildung ebenfalls beeinträchtigt wird.
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